Pressemitteilung 12.02.2005
Märkische Allgemeine
Neue Oranienburger Zeitung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom Himmel gestürzt

US-Bomber-Pilot und Zeitzeugen aus Malz treffen sich nach 61 Jahren

von Heiko Hohenhaus

Nach 61 Jahren wird Erna Gerstenbühler aus Malz den US-Amerikaner Charles Wayne Beigel wiedersehen. Der ehemalige Bomber-Co-Pilot, heute 82 Jahre alt, kommt auf Einladung der "AG Fliegerschicksale" Oranienburg in wenigen Wochen nach Deutschland.

Die erste Begegnung mit dem Amerikaner kann Erna Gerstenbühler, heute 79, nicht vergessen. Am 22. März 1944 hörte sie ein lautes Brummen über dem Gehöft Schweizer Hütte bei Malz. "Da kommt ein Flugzeug runter!", schrie ihre Mutter. Die Bewohner rannten nach draußen. "Da sahen wir den Bomber auch schon. Er hatte nur noch links einen Flügel und stürzte steil nach unten", erinnert sich die Rentnerin. Plötzlich rückte ein Mann am Fallschirm ins Blickfeld, der damals 22-jährige Leutnant der US Air Force, Charles Wayne Beigel. "Er versuchte ganz merkwürdig in der Luft zu laufen", erzählt die Malzerin. Später hörte sie, dass der Pilot auf der Flucht durch die Havel geschwommen und in einem Waldstück festgenommen worden sei.

Bei ihrer Befragung von Zeitzeugen in Oranienburg und Umgebung habe die AG Fliegerschicksale bereits 1999 einen ersten Hinweis über den Bomberabsturz bei Schweizer Hütte erhalten, berichtet Mario Schulze von der AG. In den Militärarchiven fanden sich später Informationen über das Geschehen, bei dem acht Besatzungsmitglieder des B-24-Bombers "Liberator" ihr Leben verloren. Nur Bordschütze Houchard und Co-Pilot Beigel überlebten. Mario Schulze gelang es schließlich, Kontakt zu Beigel in den USA herzustellen und weitere Auskünfte zu erhalten.

Die Recherchen ergaben, dass die Einheit der viermotorigen B-24 "Liberator" am 22. März 1944 einen Angriff auf die Bramo-Flugmotorenwerke in Basdorf geflogen war. Beim Zielanflug geriet die Formation in starkes deutsches Flakfeuer. Die "Liberator" stieß mit einem getroffenen Bomber zusammen, dabei wurde ihre rechte Tragfläche abgetrennt. "Beigel geriet in Kriegsgefangenschaft, die für ihn erst nach 13 Monaten am 29. April 1945 endete", sagt Mario Schulze.

Der US-Veteran hatte großes Interesse an den Forschungen der "AG Fliegerschicksale". Schließlich hat sich der 82-jährige, der neun Kinder und 29 Enkel hat, zu einem Besuch in Oranienburg entschlossen. Der Flug ist schon gebucht. Am 3. Mai wird Beigel in Berlin-Tegel landen. Erna Gerstenbühler hat schon einen Karte von dem Amerikaner erhalten, mit der er ihr unter anderen für nächsten Dienstag eine schöne Feier zu ihrem 80. wünscht. Die Malzerin ist gespannt auf das Treffen mit dem Mann, den sie einst vom Himmel stürzen sah.