Pressemitteilung 22.02.2005
Märkische Allgemeine,
Neue Oranienburger Zeitung, 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Ein „Wunderwaffen“-Pilot

Sinnloses Opfer: Helmut Baudach starb vor 60 Jahren

von Mario Schulze

Das Grab von Helmut Baudach (7.9. 1918- 22.2.1945) befindet sich in der Kriegsgräberanlage im Zentrum des Oranienburger Friedhofs. Dieser Mann ist in den Annalen der Luftkriegsgeschichte kein Unbekannter, denn er gehörte zu einer kleinen Elite von Piloten der Luftwaffe, die in den letzen Monaten des Krieges eine von Hitlers „Wunderwaffen“ zum Einsatz brachten.
Er war gewiss kein Jagdflieger, der nach Ruhm und Ehre trachtete, aber ein sehr erfahrener Pilot, denn im Januar 1944 wurde er zu einem Kommando abgestellt, das den ersten deutschen Düsenjäger – die Messerschmitt Me-262 – unter Einsatzbedingungen testen sollte. Da es sich bei diesem Typ um eines der ersten Flugzeuge mit Düsenantrieb handelte, war großes fliegerisches Können gefordert, um mit den Tücken dieser neuen Technik zurechtzukommen.
Die ersten Einsätze der Me-262 im Sommer 1944 führten nur zu wenigen Erfolgen. Baudach erzielte seinen ersten Luftsieg mit der Me-262 am 24. August 1944 und noch vier weitere folgten bis zum Jahresende.
Doch auch die alliierten Luftwaffe richtete sich auf diese neue Bedrohung ein. Am 8. November 1944 wird Baudach von der Bomber-Eskorte eines alliierten Verbandes abgeschossen. Ihm gelingt aber der Absprung mit dem Fallschirm.
Baudach wird zur 10. Jagdflieger-Staffel auf den Werksflugplatz der Heinkel-Werke Oranienburg versetzt. Viele ältere Anwohner von Oranienburg/Süd, Eden oder Leegebruch werden sich an den ersten Einsatz dieser, von der Nazi-Führung so hoch gepriesenen Wunderwaffe erinnern.
Am Morgen des 22. Februar 1945 heben über tausend Bomber und eben so viele Jagdflugzeuge der 8. US-Luftwaffe von englischen Flugplätzen ab. Operation „Clarion“, der Schlag gegen das Verkehrsnetz in Mitteldeutschland, hat begonnen. Auch vom Oranienburger Flugplatz starten daraufhin die Düsenjäger. Das Überraschungsmoment wird Helmut Baudach an diesem Tag aber zum Verhängnis.
Der US-Mustang-Pilot Major Wayne Blinkenstaff beschreibt seinen Luftsieg über eine Me-262 an diesem Tag wie folgt: „Im Nordwesten von Berlin entdeckte ich in etwa 2500 Metern Höhe östlich von mir eine einzelne Me-262. Ich ging herunter und kam dem Düsenjäger näher, ohne dass er mich bemerkte. Aus etwa 600 Metern Entfernung eröffnete ich das Feuer. Der Düsenjäger begann sofort wilde Ausweichmanöver zu machen. Dann ging der Pilot nach unten, ich feuerte und erzielte wieder Treffer in seiner linken Turbine.“
Helmut Baudach verlässt bei Schönwalde/Niederbarnim seine abstürzende Me-262. Doch diesmal überlebt er den Absprung mit dem Fallschirm nicht. Er zieht sich dabei eine so schwere Kopfverletzung zu, dass er noch am selben Tag verstirbt.
Auch Baudach wurde Opfer eines Wunschglaubens der Nazi-Führung an die Leistungsfähigkeit der „Wunderwaffe“ Me-262. Es gibt so genannte Historiker, die sich der Illusion hingeben, dass bei massenhaftem Einsatz der Me-262 der Krieg anders geendet hätte. Mit Sicherheit wäre dies geschehen, es hätte den Bombenkrieg gegen deutsche Städte verlängert, noch mehr alliierte Flieger wären getötet worden und noch mehr deutsche Piloten wie Helmut Baudach wären für ein brutales Regime sinnlos geopfert worden.