Pressemitteilung Oranienburger Generalanzeiger, 06.03.2004

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

82 Menschen verloren ihr Leben

Heute vor 60 Jahren: Erster Bombenangriff auf Oranienburg

(auszugsweise)

Von Mario Schulze

Während viele Großstädte im Westen Deutschlands durch die kombinierten Angriffe der britischen und amerikanischen Luftflotten langsam in Trümmerwüsten verwandelt werden, wurden bis zum März 1944 Ziele in und um Berlin bisher nur durch die Royal Air Force angeflogen. Diese erfolgten, bis auf eine Ausnahme im Januar 1943, alle bei Nacht. Oranienburg hatte bis zum März 1944 kaum etwas von diesem Sturm abbekommen, der nun über Deutschland hereinbrach. ...

Doch mit dem Beginn der Tagesangriffe durch die 8.US Luftwaffe, auf Ziele bis weit in den Osten Deutschlands hinein, ändert sich die Situation. Die amerikanischen Verbände sind in der Lage, Punktziele, wie Fabriken und Verkehrsknotenpunkte mit hoher Trefferquote zu zerstören. Damit rücken auch die Heinkel-Werke wieder ins Visier der alliierten Bomberstrategen. Und am 3. März 1944 ist dann soweit - die “Schonzeit für Oranienburg ist vorbei. ...

Zwei Tage später am 6. März 1944 kommen alle eingesetzten US Bomberverbände bis nach Berlin durch. Doch die Hauptziele für diesen Tag sind die VKF Kugellager-Werke in Erkner, die Bosch-Werke in Klein Machnow und die Daimler Benz Flugmotoren-Werke in Genshagen. Oranienburg und Berlin sind nur als Ausweichziele festgelegt. Als die B-17 Bomber der 3. Air Division über ihrem Ziel, den Bosch-Werken in klein Machnow sind, ist dieses von einer dichten Wolkendecke verschleiert. Eine kleine Formation von zehn sogenannten “Fliegenden Festungen“ der 388. Bombergruppe überfliegen das Zielgebiet, ohne dass auch nur eine Bombe fällt. Die Besatzungen der B-17 warten auf den Abwurf der Bomben des Führungsflugzeuges, was für sie auch das Signal zum Abwurf ihrer Lasten gewesen wäre. Doch die Maschinen fliegen weiter mit geöffneten Bombenschächten über Berlin hinweg in Richtung Norden. Ihnen folgen noch acht weitere B-17 der 452. Bombergruppe. Die deutsche Flugabwehr schießt sich auf die Bomber ein, doch die setzten ihren Nordkurs unbeirrt fort. Es ist etwa 13.45 Uhr, als sich diese Formation über Oranienburg befindet. Der Pilot einer B-17 der 388. Bombergruppe erinnerte sich: “Rechts über uns trudelten eine Reihe von Bomben aus unserem Führungsflugzeug. ...

Die Bombeneinschläge verlaufen von Süden nach Norden beidseitig entlang der Berliner Straße. Einem deutschen Dokument zufolge wurden dabei das Amtsgericht mit Gefängnis, das Kirchenamt und die Dampfmühle getroffen. Die Kabel der Ringleitung der Reichspost werden durch Volltreffer beschädigt. Weiterhin wird die Nikolaikirche wird schwer beschädigt. ...

Am 13. März findet auf dem Vorplatz der Hans-Schemm-Schule die von der Ortsgruppe der NSDAP organisierte Trauerfeier für die Opfer des Bombenangriffes statt. Einen Tag später wird in der Nikolaikirche ein Trauergottesdienst für die getöteten Gemeindemitglieder abgehalten. Danach geht der Kriegsalltag auch in Oranienburg seinen gewohnten Gang. Doch nun müssen auch die Bewohner der Kreisstadt ständig in der Furcht leben, wieder Ziel eines Tagesangriffes zu werden. ...

Das Selbe geschieht nochmals am 22. März 1944. Die amerikanischen Bomber müssen wieder auf Ausweichziele abdrehen, weil die Heinkel-Werke unter einer dichten Wolkendecke liegen. Erst am 18. April 1944 gelingt es der US-Luftwaffe das Werk und den Flugplatz anzugreifen. Darüber wird aber in einem weiteren Artikel ausführlich berichtet.