Pressemitteilung Märkische Allgemeine, Neue Oranienburger Zeitung, 08.06.2004

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bomber-Reste liegen im Wald

Absturzstelle von englischem Flugzeug entdeckt / Besuch aus den USA

von Axel Knopf

Das zerbeulte Schild ist nur wenige Zentimeter groß und passt in jede Hosentasche. "Type Halifax II" steht drauf. "Es gibt keinen Zweifel", sagt Mario Schulze. Am östlichen Rand des Lehnitzer Bundeswehr-Schießplatzes hat die Oranienburger Arbeitsgemeinschaft Fliegerschicksale den Ort ausgemacht, wo in der Nacht vom 20. zum 21. Januar 1944 der viermotorige englische Bomber abgestürzt ist. Bisher gab es nur vage Kenntnisse.
Erneut ist die Arbeitsgemeinschaft um Mario Schulze und Rüdiger Kaddatz dabei, einen ungeklärten Fall zu lösen. Laut englischen Unterlagen sollen beim Absturz sechs der sieben Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen und örtlich bestattet worden sein. Nur wo, dass ist unbekannt.
Einer der Fälle, die die Oranienburger bereits aufgeklärt haben, ist der Absturz eines US-Bombers bei Germendorf im Mai 1944. Die Angehörigen des toten "Tornado"-Piloten wollen heute den Unglücksort besuchen. Der Neffe und seine Familie sind gestern aus den USA angereist. Dass sie nur einen Tag nach den D-Day-Feiern in Frankreich gekommen sind, ist allerdings Zufall, weiß Rüdiger Kaddatz.
Die Halifax-Absturzstelle im Wald bei Wensickendorf, der noch zum Lehnitzer Übungsplatz gehört, hat Mario Schulze in einem Londoner Archiv auf einem Luftbild entdeckt. Die Aufnahme war drei Monate nach dem Abschuss gemacht worden. Ein kleiner weißer Fleck auf dem Bild kam Schulze "verdächtig vor". Er vermutete, dass es sich um die Absturzstelle handelte. Vor Ort ist sein Verdacht schnell bestätigt worden. Neben dem Typenschild fanden die Oranienburger noch Plexiglas, eine Tragflächenverbindung und die Stoppuhr des Bombenschützen.
Nun wollen die Oranienburger mit Hilfe von Zeitzeugen herausfinden, wo die Toten beerdigt wurden. Die Soldaten könnten auf einem umliegenden Friedhof, aber auch an der Unglücksstelle begraben worden sein. Mario Schulze hofft, nach Abschluss der Recherche den Angehörigen des Bombenschützen die Stoppuhr übergeben zu können. Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg.

Der Pilot des in Germendorf abgestürzten US-Bombers war zuerst im Dorf begraben und dann 1952 in die USA überführt worden.