Seit dem Angriff auf Feindflugzeug vermisst                               

 

Im Oktober 1999 erhielt unsere AG von einem Anwohner aus Malz die Information über den Absturz eines Bombers im Sommer 1944 in der Nähe des Gehöftes Schweizerhütte, nördlich des Dorfes Malz. Er nannte uns die ungefähre Absturzstelle und berichtete, dass er einen Überlebenden der Besatzung gesehen hatte. Dieses Ereignis wurde von weiteren Anwohnern umliegender Dörfer im Laufe der Jahre bestätigt. Jedoch wurde die Absturzstelle dieses Bombers erst 2003 entdeckt (siehe B-24 Absturz bei Malz), weil der Zufall uns zu einer Absturzstelle führte, die uns für einen großen Zeitraum in Anspruch nahm.

Im Januar 2000 wurden wir von Forstarbeitern, die in diesem Gebiet tätig waren, informiert, dass sie in einem Waldstück bei Schweizerhütte unzählige Metallteile gesehen hatten. Sofort wurde das entsprechende Gelände aufgesucht und tatsächlich erste Aluminiumteile geborgen, die auf einen Flugzeugabsturz hinwiesen. Die Vermutung endlich die Absturzstelle des Bombers gefunden zu haben lag nahe, da die Fläche mit Wrackteilen enorm groß war. Doch nach einer weiteren oberflächlichen Suche, wurden Trümmerteile mit eindeutiger britischen Farbgebung geborgen und explodierte 20 mm Hülsen gesichtet. Eine Mosquito? Doch eine weitere Suche zwei Wochen später machte die Verwirrung perfekt, denn es wurde ein Fragment eines Kanzelrahmens entdeckt, in dem noch Plexiglas steckte. Das passte aber nicht zu einer Mossi. Also wurden alle Monografien britischer Flugzeuge nach diesem Teil durchsucht. Das Staunen war enorm, als dieses Fragment einer Supermarine Spitfire sicher zugeordnet werden konnte. Auch weitere Teile konnten daraufhin diesem Flugzeug zugeordnet werden, so z.B. der Rückspiegel.

Uns war sofort klar, dass die Spitfire unmöglich 1944 dort abgestürzt sein konnte, da sie bewaffnet war, also keine Aufklärerversion dieses Typs. Der Pilot dieser Maschine war ums Leben gekommen, was uns das deformierte Teil eines Fallschirmgurt-Verschlusses englischer Bauart verriet. Es war damit sicher, dass hier ein zweiter Absturz stattgefunden hatte. Aber wann? Die Zeitzeugen wurden wieder befragt, jedoch mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass niemand von diesem zweiten Absturz etwas wusste. Auffällig war jedoch, dass alle ihren Wohnort für kurze Zeit verlassen mussten, und zwar zu Kriegsende kurz bevor die russischen Streitkräfte anrückten. Dann wurde ein einziger Zeuge ausfindig gemacht, der den Absturz vom Keller seines Elternhauses gehört hatte. Er gab an, dass dieser Absturz kurz vor Eintreffen der Roten Armee war. Es ist bekannt, dass die russische Luftwaffe auch Spitfires von den Briten im Rahmen des Lend-Lease-Acts erhalten hatten und somit konnte auch angenommen werden, dass dies eine russische Spit war. Aber das änderte sich am 27. Dezember 2000. Kurz vor Weihnachten wurde eine letzte Suche gestartet und ein unbestimmtes Motorteil unter einem Gebüsch hervorgezogen. Nach Weihnachten 2000 wurde es gereinigt und auf diesem Fragment befand sich ein Messingschild welches den Hinweis auf den Motortyp gab: Griffon 61! Die russische Luftwaffe hat niemals Griffon-Spitfires erhalten. Nun war uns auch klar, wessen Flugzeug wir gefunden hatten.  

Am Abend des 20. April 1945 startet der 22 jährige Belgier Jacques Groensteen mit seiner Spitfire Mk.XIVb, Serial No.NH686, MN-V, mit sechs weiteren Kameraden der 350.(belgian) Squadron der RAF von Celle aus zu einem Frei-Jagd-Einsatz, der sie in den Raum westlich von Berlin führen soll. Er ist die Nummer Eins in der Abteilung Rot. Im Nordwesten von Berlin, die Einheit befindet sich gerade auf einem Kurs von 50°, also in nordöstliche Richtung, sichtet ein Kamerad Groensteens rechts unter ihnen feindliche Jagdflugzeuge, die in entgegengesetzter Richtung fliegen. Sofort greifen die Spitfires den Verband von etwa 10-15 Fw-190A an, von denen die Kameraden Groensteens fünf als "Vernichtet" und eine weitere Fw-190 als "Wahrscheinlich Vernichtet" melden. Sechs Spitfires der 350.Squadron landen zwischen 20.20 und 20.30 Uhr auf dem Platz bei Celle - nur ein Mann, der Warrant Officer Jacques Groensteen kehrt nicht zurück. Von seinen Kameraden wurde er das letzte Mal gesehen, wie bei dem Luftgefecht ein Feindflugzeug angreift. Seit dem galt er als vermisst.

Was möglicherweise damals geschehen ist, konnte uns ein ehemaliger Angehöriger der 15.Staffel des Jagdgeschwaders 51berichten. Der Oberfeldwebel Heinz Marquardt, Ritterkreuzträger mit über 100 Luftsiegen, fliegt am Abend des 20.April 1945 gegen 19.00 Uhr von Prenzlau zu einem Einsatz in den Raum Baruth, im Süden von Berlin. Er ist der Höhen-Jagdbegleitschutz für die bombentragenden Fw-190 seiner Einheit, die durchgebrochene russische Panzerspitzen in diesem Raum angreifen soll. Die Einheit befindet sich gerade auf südwestlichen Kurs im Raum Oranienburg, als sich ein Kamerad Marquardts über Funk meldet, dass er von vier Spitfires angegriffen werde. Marquardt antwortete, dass er zu Hilfe kommt und drückte seine Fw-190 nach unten. In diesem Augenblick bemerkte er am Boden ein Aufblitzen. Er nahm an, dass sein Kamerad den ungleichen Kampf verloren hatte, doch zu seiner Überraschung meldete sich der Unteroffizier Heinz wieder und gab an, dass eine der Spitfires "die Leitungen berührt hatte und abstürzte". Dieses Ereignis fand auch Erwähnung in der Staffelchronik der IV./JG51"Mölders". Darin wird der Luftkampf in der Nähe der Funktürme bei Oranienburg lokalisiert. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwei Sendeanlagen in der Nähe der Absturzstelle - die eine etwa 5 km östlich der Absturzstelle, bei Zehlendorf und die zweite war die Funkstelle "Karo-Ass" 3km, südlich bei Friedrichsthal. Der Luftkampf fand, laut Gefechtsberichte der 350. Sqdr. gegen 19.40 Uhr statt. An der Absturzstelle wurde das Ziffernblatt der Uhr Groensteens geborgen - die Zeiger seiner Uhr hinterließen Spuren darauf. Sie war gegen 7.35 Uhr stehen geblieben. 

Der Absturz der Spitfire erfolgte aus östlicher Richtung mit hoher Geschwindigkeit, so dass die Trümmerstrecke nach 55 Jahren immer noch die erstaunliche Fläche von 160x60 Meter betrug. Etliche der über 100 Jahre alten Kiefern soll das Flugzeug umgerissen haben, so der Zeitzeuge. Über diese Fläche konnten im Laufe von einem Jahr hunderte Wrackteile der Spitfire geborgen werden. Vieles war nur noch eben verbogenes Metall, doch etwa 200 Teile konnten identifiziert werden oder trugen Baugruppen- Nummern, fünfstellige Zahlenkombinationen die den Typ des Flugzeugs und der entsprechenden Zugehörigkeit zur Konstruktion des Flugzeugs kennzeichnet. Anhand dieser identifizierten Teile wurde festgestellt, dass diese Spitfire der Baureihe Mk.XIVc angehörte. Und damit war sicher wer der Pilot dieses Flugzeugs war, da in dem fraglichen Zeitraum nur eine Spitfire dieser Baureihe im Raum Berlin verloren ging. Es war die Maschine von W/O Jacques Groensteen.

                    

Im Oktober 2001 wurde der Belgische Verteidigungs-Attaché in Berlin informiert. 

Wie dieser verunglückte Pilot in seine Heimat kam ist eine andere Geschichte:

 

Nach 58 Jahren Rückkehr in die Heimat

 

 

 

Links zu Pressemitteilungen

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07.03.2003 Dankeschön vom Minister

07.02.2003 Belgien holt toten Helden heim

07.02.2003 Belgien holt einen toten Helden heim

06.02.2003 Vermisster kehrt nach 58 Jahren zurück

06.02.2003 Belgier kommen zu der Gedenkfeier für abgestürzten Piloten

06.02.2003 Misstrauen ausgeräumt

04.02.2003 Geleit für belgischen Jagdflieger

28.01.2003 Rapatriement des restes d'un pilote belge

23.10.2002 Oranienburger klären Schicksal eines belgischen Piloten